Dienstag, 28. November 2006

Kino/Film: Appleseed

Ich bin am Wochenende dazu gekommen mir Appleseed anzusehen. In den Fachkreisen gehen die Meinungen über diesen Film weit auseinander. Vor allem die Leute die die Literatur-Vorlage kennen verpassen dem Film eine arge Schelte. Ich weiß, das auch ich manchmal kein Freund von Filmumsetzungen bin bzw. wenn Details verfälscht etc. werden, aber dies kommt doch nur gelegentlich vor und war meines Wissens zuletzt bei Dungeons & Dragons der Fall. Aber keine Angst der Film ist bei weitem nicht in dieser Liga anzusiedeln. Eigentlich sollte jedem Kenner klar sein, dass man sich vermutlich einem komplett anderem Werk gegenüber steht, wenn eine epische Geschichte in einen 105 Minuten Film gebannt wird, der auch noch einiges an Action enthalten wird. Ein Filmemacher hat meistens nur 2 Möglichkeiten. Zum einen könnte er versuchen die Geschichte einzufangen dabei lässt er aber trotzdem noch so viel wichtiges aus und der Film würde wahrscheinlich so überfrachtet, dass nur jemand der die Vorlage kennt überhaupt der Handlung folgen kann. Oder man nimmt die Essenz der Geschichte und versucht eine eigene zu erzählen die die Kernelemente und deren Aussage beinhalten und natürlich einige wenige Schlüsselfiguren beinhaltet.
Beim vorliegenden Film hat man sich für letzteres entschieden, was gut war denn sonst würde ich bestimmt jetzt nichts dazu schreiben.

Der Film greift einige Aspekte von Ghost in the Shell und Akira auf und lehnt sich auch ansonsten stark an Ghost in the Shell an. Im Gegensatz zur Vorlage hat man jedoch versucht die Action noch bombastischer zu machen und man hat die so beliebten Mecha eingebaut. Auch bei der Optik wollte man noch eines drauflegen, was IMHO nur teilweise gelungen ist. Da der Film komplett computeranimiert ist, wirkt eines noch flüssiger und auch die Hintergründe sind sehr detailliert. Das Motioncapturing liefert in den meisten fällen glaubhafte Bewegungen. Aber teilweise wirken die Figuren auch etwas hölzern, was gerade durch die sehr karge Gesichtsanimation unterstrichen wird. Da habe ich schon in vielen Animes wesentlich mehr an Emotion gesehen. Auch muss ich sagen das mir auf lange Strecken die Optik zu sehr auf Hochglanz gemacht wurde und leider etwas gegen die ernste und düstere Grundstimmung des Films läuft. Da haben die Szenarien am Anfang und Ende des Films diese Stimmung wesentlich besser getragen.
Die Story die erzählt unterhaltsam, wenn auch nicht wirklich neu. Was jedoch schade ist das viele der Schlüsselfiguren leider auch über den gesamten Film hinweg keine wirkliche Tiefe bekommen, das ist überhaupt einer der großen Schwachpunkte des Films und die schon angesprochene Technik (etwas steril) und die relativ emotionslosen Gesichter tun ihr übriges.
Dennoch Gibt es satte Action und einen genialen Soundtrack der mal seicht mal pumpend die Szenen unterstreicht und wirklich hörenswert ist (hier fand ich besonders die Szene auf dem Trainingsgelände überragend, welche mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird). Das ganze in einer guten Story die leider etwas an den nur 105 Minuten krankt. Mit etwas mehr Länge hätte man einigen Figuren mehr tiefe verleihen können und einige Handlungen besser erklären können, während andere etwas versteckter hätten sein können.

Auch wenn die Beschreibung sich irgendwie negativ anhört so ist Appleseed bestimmt kein schlechter Film, denn er bietet einiges an Gesprächs bzw. Gedankenstoff für nach dem Film bzgl. Gentechnik, Korruption, Die Natur des Menschen und die Zukunft der Menschheit. Gerade deswegen sollte man in sich ansehen wegen der interessanten Themen die er anschneidet, auch wenn er weder Atmospährisch noch in seiner subtilen Art diese Themen zu erörtern an Ghost in the Shell heranreicht.
Mein Fazit: Nichts fürs DvD Regal aber einmal gesehen haben sollte man ihn auf jeden Fall.

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