Donnerstag, 15. Februar 2007

Kino/Film: Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders

Als ich damals das erste Mal davon hörte, dass es eine Verfilmung geben sollte war ich gespannt wie sie wohl werden würde, denn das Hörbuch das über 10 Stunden ging hat mir sehr gut gefallen und war bislang das beste Hörbuch das ich gehabt habe. Ich bin immer noch zeitweise traurig das ich Daten verloren habe und ich es mir nicht noch einmal anhören kann. Aber zugleich kamen mir auch die Zweifel, wie man solch ein Buch verfilmen soll. Denn in dem Buch geht es um Gerüche, die sich schlecht darstellen lassen in einem Bild. Weiterhin gibt es nicht so viel Dialoge und ehrlich gesagt sind Erzählstimmen ja etwas feines, aber es entspricht einfach nicht den heutigen Standards des Filme Machens. Ein Schauspieler & Regisseur sollten in der Lage sein etwas ausdrücken auch ohne, dass es uns ein Außenstehender erklärt. Und eben dies passiert im Buch. Viel wird aus der Sicht des Erzählers berichtet der uns sagt was in Grenouille vor sich geht und gerade dies wird sehr schwer umzusetzen sein. Dennoch sagte ich mir, das das nun mal den künstlerischen Aspekt ausmacht.

Als ich dann sah das Tykwer sich an das Material begibt war ich gespalten. Sicher, er ist Deutscher und die Filme die er in der Vergangenheit gemacht hat waren auch gar nicht mal so schlecht, aber aus meiner Sicht maximal gehobenes Mittelmaß. Ich fand Lola rennt zwar gut, aber eben nicht überragend. Zumindest hatte ich bei Tykwer die Hoffnung, dass er den Film nicht amerikanisieren würde und ich darf Vorgreifen das ist auch nicht passiert.

Was mir zuerst auffiel waren die Kostüme und die Szenerie des Fischmarkts die ich mir genau so vorgestellt hatte. Überhaupt sind die Ausstattung und die Bilder die einem gezeigt werden als durchaus gelungen zu bezeichnen. Aber das war es erstmal auch. Zu beginn als wir den jungen Grenouille sehen geht das mit dem Erzähler und den Eindrücken die er von den Dingen gewinnt durch das Riechen ja noch in Ordnung, aber im späteren Verlauf des Filmes kommt mir da einfach zu wenig rüber. Vor allem war ich maßlos von der Besetzung von Grenouille enttäuscht und darüber hinaus von einigen Interpretationen seiner Verhaltensweisen und Szenen. Grenouille des Buches ist kein verschrobener Schönling der aus Unbedarftheit und Tollpatschigkeit einen Menschen umbringt und auch diese Begegnung mit der Marillenverkäuferin ist ärmlich. Buch besteht kein Zweifel daran das sein Interesse nur ihrem Geruch bzw. Duft gilt und das ihn weder Sexuelle noch irgendwelche anderen Reize wie z.B. ihre Schönheit dazu treiben sie zu verfolgen. Auch dieser Moment wie er sprachlos vor ihr steht und sie ansieht und förmlich anschmachtet empfand ich als Verdrehung der Geschichte. Im Buch wird Grenouille stets wie ein Teufel beschrieben. Er verachtet die Menschen und er ist weit entfernt davon in Schönling zu sein er ist nicht nur in seiner Seele sondern auch äußerlich eine düstere und Dämonische gestalt, wovon Ben Whishaw leider überhaupt nichts hat.
Das Kuriose an dem Film ist, dass obwohl der Film sich sehr genau an die Buchvorlage hält und eigentlich fast alle Schlüsselmomente zeigt, so schafft er es doch dennoch Meilenweit vom Buch entfernt zu sein, weil gerade Grenouille eben nicht der Grenouille des Buches ist. Er sieht nicht wie er aus und er verhält sich nicht wie er und wichtige Eindrücke in seine Psyche können wir als Zuschauer einfach nicht erlangen.
Nach dem ende des Films hat man das Gefühl das Tykwer nichts aus dem Buch gelernt hat und es kommt einem der Gedanke das er das Buch einfach destilliert hat und aus der gewonnen Essenz hat er dann den Film gemacht in Analogie zu Grenouilles Versuch den Duft von Glas und Eisen zu destillieren.
Ich würde jedem raten sich das Buch oder das hervorragende Hörspiel zu Gemüte zu führen und seine Zeit nicht in diesem Film zu investieren. Insgesamt kein Schlechter Film aber auch kein guter. Aus hervorragendem Material wurde nur ein daherdümpelnder Film kreiert, der nicht die Seele des Buches einfängt und in entscheidenden Punkten zu sehr geschönt wurde damit er „Massenkompatibel“ wird.

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