Montag, 18. Dezember 2006

Kino/Film: Sling Blade

Durch Zufall kam es dazu das ich beim Zappen vorm ins Bett gehen auf Sling Blade stieß. Dies geschah durch den recht provokanten Monolog eines Insassen/Patient eines psychiatrischen Krankenhauses gespielt von J.T. Walsh (einem hervorragenden Charakterdarsteller der viel zu früh verstorben ist).
Ich entschied mich nicht weiter zu zappen und erstmal ein wenig zu schauen, was sich als richtige Entscheidung erwies. Der Film brauchte nicht lange um mich in den Bann zu ziehen. Die Gesichte ist sehr interessant und erfrischender Weise vermeidet es die Stereotypen und konzentriert sich auf die Gesichte welche von Billy Bob Thornton erdacht worden ist, welcher auch die Hauptrolle Karl Childers spielt, einen geistig etwas zurückgebliebenen ehemaligen Insassen einer psychiatrischen Klinik, welcher als 12 jähriger einen jungen aus dem Dorf und seine Mutter welche sexuellen Verkehr miteinander hatten entdeckt und mit einer Sichel getötet hatte.
Am Anfang kommt einem das ganze sehr merkwürdig vor, als zwei Schülerinnen am Tag der Entlassung ein Interview mit Karl machen wollen und welche Verbote sie auferlegt bekommen und welche Umstände das Personal macht um es Karl recht zu machen. Aber im laufe des Films wird das ganze dann auch für den Zuschauer klar und man sympathisiert sehr schnell mit Karl, welcher zunächst nichts mit der Welt da draußen anzufangen weiß und später am Entlassungstag wieder beim Direktor der Klinik, der Karl sehr mag, auf der Matte steht und wieder zurück will. Dies geht jedoch nicht, aber der Direktor besorgt Karl einen Job in einer Werkstatt wo er Kleinmotoren repariert, was er scheinbar schon in frühster Jugend praktiziert hat und eine außerordentliche Begabung dafür besitzt. Die Leute, selbst wenn sie über seine „Geschichte“ im Bilde sind verhalten sich nie zurückhaltend oder ängstlich und versuchen ihm freundlich und offen gegenüber zu sein, was sehr erfrischend ist, da man so mehr Zeit für die Handlung und Charakterentwicklung hat. Anstatt sich mit den Vorurteilen der Leute abzugeben.
Karl freundet sich außerdem mit dem jungen Frank an, welcher Vaterlos aufwächst. Nach kurzer Zeit zieht er dann in die Garage von Frank’s Mutter um dort bei der Familie zu leben. Das ganze entwickelt sich und nach und nach erfahren wir mehr über Karls erschreckende Jugend und sehen ihm dabei zu wie er mit Hilfe seiner Freundschaft zu Frank seine Vergangenheit weiter bewältigt. Das ganze könnte sich wunderbar gestalten, wenn Franks Mutter nicht mit dem widerlichen Doyle (Dwight Yoakam) zusammen wäre – welcher ein gewalttätiger unberechenbarer Mensch ist. Die Handlung um dieses Beziehungs-Geflecht spitzt sich zu, bis sie sich in einem Drama auflöst. Ich fand den Film auf jeden Fall sehr gut. Das Erzähltempo ist genau richtig, die Charaktere bekommen Zeit sich zu entfalten und Tiefe zu gewinnen und dabei sind alle Personen in dem Film gut besetzt und exzellent geschauspielert, auch wenn es nur kurze Rollen sind wie die von J.T. Walsh oder Robert Duvall. Vor allem aber Billy Bob Thornton beweist mir einmal mehr, dass er ein exzellenter Schauspieler ist, denn auch in Monster’s Ball zeigte einer exzellente Leistung und wenn man in sich dann in anderen Filmen anschaut wie z.B. in Tatsächlich Liebe vergisst man oft das es wirklich er ist den man dort sieht, weil er in allen Rollen so überzeugend wirkt. Wenn man dann noch bedenkt, dass auch das Drehbuch aus seiner Feder stammt und er in dem Film auch noch Regie geführt hat, dann verblüfft einen das nur noch um so mehr. Seine Leistungen in diesem Film sind auch damals bei den Oscars nicht unbemerkt geblieben und so war als bester Schauspieler für seine Rolle als Karl in Sling Blade nominiert und er hat den Preis für das beste Drehbuch für Sling Blade gewonnen. Ich werde auf jeden Fall die zukünftigen Projekte von Billy Bon Thornton im Auge behalten, er gehört seit diesem Film für mich auf jeden Fall zu den richtig guten Schauspielern unserer Zeit.

Was die Aussage des Films angeht gibt es dort einige Meinungen, wovon einige sehr kontrovers sind, jedoch dennoch Hand und Fuß haben. Es ist sicherlich ein Film welcher wirklich viel Material für eine gute Diskussion liefert. Ich kann Sling Blade jedem ans Herz legen der ein gutes Drama zu schätzen weiß und ein Freund von guter Schauspielerei ist.

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