Montag, 11. Dezember 2006

Kino/Film: Departed - Unter Feinden

Am Wochenende war es endlich soweit ich konnte mir Departed im Kino ansehen. Ich hatte mich auf den Film schon gefreut seit ich eine Flash-Werbung im Internet gesehen hatte und ich nichts mehr über den Film wusste als das es ein Martin Scorsese Film ist und das Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson und Mark Wahlberg, wobei letzterer mir bei der Aufzählung ziemlich egal war (was sich jedoch als Fehler rausstellen sollte).
Auch wenn ich DiCaprio zu Beginn seiner Karriere nicht mochte, denn zum einen habe ich den Rummel den die Damenwelt um den Jüngling gemacht hat nicht verstehen und zum anderen fand ich seine schauspielerischen Leistungen in Romeo+Julia und in Titanic nicht wirklich berauschend. Daher habe ich mir Der Mann mit der eisernen Maske gar nicht mehr gegeben. Aber die Wende kam dann mit the Beach. Direkt im Anschluss daran dann Catch me if you can und the Aviator. Jedes Mal bewies er, dass er sich weiter entwickelt hat und verlor nach und nach auch seinen extrem knabenhaften Look, was seiner Glaubhaftigkeit in einigen Rollen sehr zu gute kommt.
Matt Damon hat seit Goof Will Hunting bei mir einen Stein im Brett. Er hat dort bewiesen das er ein sehr guter Schauspieler ist. In Dogma und Saving Private Ryan und der talentierte Mr. Ripley konnte er dies abermals in verschiedenen Generes unter Beweis stellen. Auch in der Bourne Identität und seinem Nachfolger konnte er dies abermals zeigen, auch wenn die Filme auf Grund der Action IMHO etwas weniger Tiefe hatten. Dann gab es die Ocean’s Filme, welche aber nun mal auch wenig Chance für Schauspielerische Leistung ließen, weil dort den Nebencharakteren einfach wenig Raum gelassen wurde. Mit den Gebrüder Grimm hatte er sich dann aber IMHO ein Armutszeugnis ausgestellt. Der Film sah in dem Trailer schon so scheiße aus, das ich ihn mir später gar nicht mehr angesehen habe, was sich wie sich herausstellte wohl auch die richtige Entscheidung war. So etwas schmerzt mich eigentlich immer sehr wenn Schauspieler, welche ich wirklich sehr schätze, für so einen Schund hergeben, nur weil die Kasse stimmt. Aber um es vorweg zu nehmen. In Departed hatte er die Chance, welche er nutzte zu zeigen, dass er nicht verlernt hat und ein sehr guter Schauspieler ist.
Nun ja ich denke zu Nicholson braucht man wohl nicht sagen. Er ist einfach ein genialer Schauspieler mit einer unheimlichen Präsens. Mancher Kritiker wirft ihm vor zu oft er selbst zu sein, aber dennoch finde ich das er halt oft einfach nur so gecastet wird, weile eine Rolle halt genau das verlangt, oder manche Rollen einfach direkt für ihn geschrieben werden. Aber er ist auf jeden Fall facettenreicher als man denkt. Einer flog über das Kuckucksnest, The Shining, Hoffa, Besser geht's nicht, About Schmidt oder Was das Herz begehrt sind wohl alle recht unterschiedlich und dürften Beweis genug dafür sein das er auch anders kann natürlich hat er in vielen Rollen einen ähnlichen Typ aber dennoch sind sie unterschiedlich und gerade About Schmidt hat gezeigt das er auch komplett anders kann.
Nun ja Mark Wahlberg war jetzt nie sonderlich hoch in meiner Gunst und irgendwie habe ich sein Schaffen eigentlich nie beachtet, was sich allerdings nach diesem Film ändern dürfte, denn auch wenn Wahlberg wenig OnScreen Zeit hat so kann sein Charakter doch bleibende Eindrücke hinterlassen, auch wenn diese eher dadurch bestanden haben coole Sprüche und Flüche vom Stapel zu lassen. Aber diese waren überzeugend und haben mir eigentlich jedes Mal ein dickes Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Was Damon, DiCaprio und Nicholson betrifft: Sie zeigen hier schauspielerische Leistungen vom feinsten und die Charaktere bekommen alle genug Zeit und Szenen um sich zu entfalten um tiefe zu gewinnen. Dabei kann ich mich gar nicht so recht entscheiden wer mir am besten gefallen hat, ich denke aber das ich von DiCaprio am ehesten überrascht war, nicht zuletzt weil er wirklich viel Zeit bekommt, nein es fühlt sich auch alles sehr echt an. Aber 3 super Schauspieler machen noch keinen großartigen Film. Die Story ist exzellent, auch wenn sie ein Remake eines japanischen Films ist, so ist die Quintessenz gut herausgearbeitet worden und mit viel Liebe zum Detail in ein amerikanisches Geschichte gebettet worden. Die Story wartet mit überraschenden und nicht so ganz überraschenden Wendungen auf, aber ich hatte das Gefühl das dies bewusst als Stilmittel eingesetzt wurde. In einem Moment bekommt man noch so ein typisches Gefühl „oh wie simple das habe ich schon 34 Mal gesehen (also solide aber gut)“ und nur ein paar Sekunden später wird man wieder überrascht, so dass man sich nicht eine Minute des Films langweilt. Die Handlungen sind schlüssig und man kann eigentlich gut folgen während sich die Geschichte immer weiter zuspitzt und verdichtet. Das ganze wird noch von weiteren guten Schauspielern in Nebenrollen getragen wie Martin Sheen, Alec Baldwin und Vera Farmiga, die ich bisher noch nicht kannte und mich auch sehr positiv überrascht hat. Sie hat kein Standardgesicht und ist auf ihre weise sehr schön, gepaart mit einer sehr guten schauspielerischen Leistung die den 3 Hauptdarstellen IMHO in nichts nachstand. Vor allem die Chemie mit DiCaprio stimmte und das ganze wirkt einfach sehr sehr überzeugend.
Was zu den Bildern gesagt werden kann ist eigentlich klar. Scorseses Handschrift ist klar erkennbar und gewohnt gut mit einigen ungewohnten, aber dennoch guten Kameraeinstellungen. An Specialeffects und großartigen Actionsequenzen bietet der Film nicht wirklich viel und eigentlich hat er hier sogar seine größte Schwäche. Die eine große Actionsequenz mit etwas größerem Feuergefecht ist IMHO wenig Spektakulär mit höchst ungewöhnlichen Schnitten, die mir aber nicht sonderlich gut gefallen haben, aber das spielt keine Rolle bei der Bewertung der Filmqualität.
Wenn man gutes Schauspiel mit 3 dimensionalen Charakteren gepaart mit einer guten Story und guten Dialogen möchte gewürzt mit gelegentlich derben Sprüchen, der wird hier extrem unterhaltsame und fesselnde 151 Minuten erleben. Unbedingt ansehen: So sieht großes Kino aus!

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