Mittwoch, 6. Dezember 2006

Ab wann ist man ein Powergamer?

Nun ja ich bin ein Rollenspieler und ich hatte mich immer für einen Powergamer gehalten, auch wenn dieser Begriff für viele eine sehr negative Bedeutung hatte, habe ich das ganze nie also so schlimm angesehen. Ich meine es ist doch ganz natürlich, dass wenn ich einen Helden erschaffe, dann will ich auch wirklich einen Helden erschaffen. Natürlich darf mein Charakter Schwächen und dergleichen haben, aber ich versuche natürlich den Charakter vom Pisspagen oder dem örtlichen Schmied durch ein wenig mehr abzuheben, als dem bloßen Willen ein Held zu werden.
Natürlich geht es im Rollenspiel darum eine Rolle zu spielen. Aber es geht auch darum Spaß zu haben und man will doch auch etwas „erleben“ und das was ich dort erleben soll halt etwas mehr Spannung und Action haben als der Job oder der Alltag mir zu bieten hat. Hier will man vielleicht auch mal eine andere Seit von sich zeigen, auch mal Macht über etwas haben, was im Alltag halt meist nicht gegeben ist. Die Woche über ist man Angestellter XY der die Buchstaben A bis K bearbeitet und der immer ja und Amen zu allem sagt was der Chef von einem will. Aber im Rollenspiel wird er zu Morvan dem Großen, einem mächtigen Dämologen, der Dämonen und andere mächtige Wesen seinem Willen unterwirft und sie niedere Dienste verrichten lässt. Der welcher Kreaturen nach seiner Pfeife tanzen lässt die die meisten Bewohner der Kampagnenwelt nur mit blanken Schrecken erfüllt.
Ich meine es geht hier um Helden und nicht um irgendeinen Hanns Wurst der nichts kann. Wenn ich einen James Bond streifen ansehe erwarte ich ja auch das er jetzt die 5 namenlosen Handlager des Oberschurken besiegen wird und in der nächsten Szene schon die sonnengebräunte Badenixe verführt.
Nichts anderes gilt für das Rollenspiel. Ein Charakter der nichts kann und von beliebigen Dorfrüpeln und Halbstarken aufgemischt wird bietet halt nicht viel Stoff für epische Gesichten wie wir sie aus dem Herrn der Ringe kennen. Wenn ich einen Charakter entwickle überlege ich mir was für eine Rasse und Klasse ich spielen will und evtl. schon auf welche Attribute es ankommt. Habe ich einen schmächtigen, aber schlauen Helden oder habe ich einen kräftigen Helden, der unbezwingbar im Nahkampf sein soll oder ähnliches. Erst wenn ich das weiß plane ich weiter wie der Charakter aufgebaut werden muss Stufe für Stufe. Nur so kann ich wissen wie sich mein Charakter Lückenlos zu dem entwickelt was ich mir Vorstelle. Wenn all dies festgelegt ist, entwerfe ich eine Gesichte die zu dem passt wie er sich verhalten soll und warum er evtl. bestimme Fähigkeiten besitzt die er frei auswählen durfte. So das sich später ein stimmiges Rollenspiel ergibt das mich dahin führt wo ich hin will, ohne jetzt einen Spagat machen zu müssen. Ich bin kein großer Freund vom Multiklassen. Ich Bevorzuge in der Regel Basisklasse + 1 Prestigeklasse evtl. auch 2 Baisisklassen wenn man Krieger oder Schurkenstufen nimmt die recht generisch sind. Konstrukte wie Schurke 3 / Waldläufer 1 / Barbar 1 / Hexenmeister 1 / Shadow Scout 1 / Ninja Spy 3 sind mir extrem zu wieder weil solche Charaktere in meinen Augen ein arges Identitätsproblem haben und sich meiner Ansicht nach nicht stimmig Spielen lassen – Der Spieler muss hier einen Spagat machen um das nur irgendwie begreifbar oder erklärbar zu machen was eigentlich nicht zu erklären ist oder aber er lässt es gleich weg, denn ein solches Wertemonster lässt sich einfach nicht durch Rollenspiel „tarnen“. Die Leute die so etwas machen können, tun es sowieso nicht und die wenigen Spieler die dazu evtl. sogar fähig wären, würden nie auf die Idee kommen solch einen "unstimmigen" Charakter zu entwickeln.

Ich gebe das gerne zu, wenn ich einen Charakter erstelle, dann baue ich um das Regelgerüst die Story meiner Rolle und niemals umgekehrt.
Aber ich bin heute durch Zufall darauf gekommen bei Wikipedia nach dem Begriff Powergamer zu suchen. Aber was ich da zu lesen bekam war eine doch wesentlich heftigere Variante und Definition:

Ein Powergamer dagegen sieht es als Spielziel an, sich gegenüber seinen Mitspielern einen Vorteil zu verschaffen. Dieser Vorteil besteht meistens darin, die Fähigkeiten seines Avatars (der Charakterfigur) möglichst zu maximieren und die bestmögliche Ausrüstung zu erlangen. Mittel der Wahl ist dabei entweder das Auslegen der Regeln zum eigenen Nutzen oder das Ausnutzen von Lücken im Regelwerk.


Ich wollte mir nie einen Vorteil gegenüber meinen Mitspielern verschaffen, sondern höchstens gegenüber meinen Gegnern. Die Mitspieler am Tisch sind meine Freunde sowohl im Spiel als auch im echten Leben, warum also dieser Kampf. Natürlich arbeite ich darauf hin, mit meinen Charakter etwas zu erleben und ihn zu verbessern und stärker werden zu lassen. Selbstperfektion und das erlernen neuer Fertigkeiten und das erlangen neuen Wissens sowie der Vervollkommnung der bereits bestehenden Fähigkeiten sind doch auch im echten Leben durchaus erstrebenswerte Dinge oder nicht? Ich meine feiern und bewundern wir deswegen nicht Sportler wie Michael Schuhmacher, Tiger Woods oder Boris Becker? Bewundern wir nicht Kunstwerke von Malern wie Da Vinci, Van Gogh oder Michelangelo? Wünschten wir uns nicht literarische Meisterwerke wie Shakespeare, Edgar Alan Poe oder J.R.R. Tolkien zu schaffen? Zu komponieren wie Mozart, Bach oder Beethoven? Etwas Großes zu vollbringen etwas zu Schaffen was auch nach dem Tod noch bleibt?

Nun ja sicher werden die Taten unserer Rollenspielrunde oder meiner anderen Rollenspielcharaktere (in MMORPGs) nicht so bedeutsam sein, aber ist es falsch wenn mein Charakter und ich der ihn spielt nach etwas Großem streben und etwas erreichen wollen? Ich denke nicht. Zu dem besser werden gehört auch die Ausrüstung, welche man sich zu Nutze macht. Es ist ja auch nicht so als würde man dafür nichts leisten, man hat geplant und es umgesetzt und Arbeit und Zeit investiert. Man will ja nur den Lohn seiner Mühen ernten. Ich meine Profiradfahrer benutzen ja auch besser Ausrüstung und nutzen neue Technik um noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Früher fuhren sie auf Hollandrädern, heute fahren sie je nach Strecke auf unterschiedlichen Rädern die teilweise im Windkanal entwickelt wurde, trainieren unter ärztlicher Aufsicht und benutzen Blutwäsche. Aus der Sicht meines Charakters ernte ich doch bloß die Früchte meiner Arbeit. Wenn ich bisher ein nicht magisches Schwert hatte und die Abenteuer die ich erlebte habe mir einiges an Gold eingebracht haben, warum sollte ich mir nicht mit Hilfe eines Magiers ein mächtiges magisches Schwert herstellen lassen, welches mir in Zukunft die Arbeit erleichtern wird?

Aber ich habe dabei noch nie Regeln ignoriert oder Lücken ausgenutzt. Ich habe immer die Regeln benutzt und mich im Rahmen dessen bewegt was erlaubt war. Ich habe geschaut was das System zulässt, welche Möglichkeiten es bietet und habe diese Möglichkeiten so kombiniert das ich den besten Effekt hatte. Das ist nichts anderes als ökonomisch zu Handeln (Ökonomisches Prinzip). Es geht dabei nicht darum irgendetwas verbotenes zu tun, sondern aus bestimmten Entscheidungen einen Synergieeffekte zu ziehen, so das die Summe aller Entscheidungen größer ist, als die Einzelentscheidungen, weil sie sinnvoll aufeinander aufbauen.
I
ch finde ein solches verhalten sehr clever und wenn ich einen Magier oder Priester verkörpere die laut Charakterblatt eine Intelligenz von 18 oder in höheren Stufen von beinahe 30 haben, was einem IQ der schlausten Leute unseres Planeten entspricht und in höheren Stufen sogar weit mehr ist, dann kann ich eigentlich nicht schlau genug spielen. Wenn ich zwei Zauber habe die einzeln nicht so stark sind, aber zusammen sehr stark, warum sollte es Powergameing sein wenn ich diese Sprüche in Kombination benutze? Gerade das macht doch einen Helden aus dem Charakter das ich evtl. mit gleichem Handwerkszeug wie viele andere ein besseres Ergebnis bekomme. Ich meine ich kann mir auch eine Staffelei und ein paar Ölfarben kaufen und doch werde ich keine Mona Lisa malen können. Oder McGywer welcher auch nur mit einem Taschenmesser und seinem Verstandbewaffnet aus den simpelsten Dingen etwas Großartiges zu Stande bringt.
Ich meine es besteht doch Chancengleichheit. Ich habe die Auswahl wie jeder andere Spieler auch. Ein Magier darf sich jede neue Stufe zwei beliebige Zauber aussuchen, welche das Ergebnis seiner eignen magischen Forschung sind. Warum sollte ich wenn ich einen Magier spiele, der gerne mächtig sein möchte, Zauber entwickeln, die lustig sind oder die irgendwie Style haben. Nein ich entwickle natürlich Zauber die effektiv und effizient sind oder einen Zauber der zusammen mit einem anderen mir bekannten Zauber gut zusammen funktioniert. Natürlich ist es unsinnig den hundertsten Feuerzauber zu entwickeln ohne auch hier und da die kleinen nützlichen Helfereien zu erlernen, aber ein guter Spieler nimmt auch diese, weil es Sinnvoll ist, und manchmal gerade ein solcher Spruch wesentlich mächtiger ist als der zerstörerischste Feuerzauber im eignen Sortiment. Warum also sollte ich absichtlich schlechter spielen und Entscheidung bezüglich meiner Charakterentwicklung treffen. Ich meine wer sagt das ich Powergame, die anderen könnten es doch auch tun, ich habe doch nichts anderes gemacht als die Bücher zu lesen und nach sinnvollen Kombinationen gesucht. Ist es mein Fehler das sie nicht clever genug sind um solche Zusammenhänge zu erkennen, oder einfach keine Lust haben sich so intensiv mit dem Material auseinander zu setzten?

Ich sage nein und denke nicht im Traum daran in Zukunft etwas zu verändern. Einer meiner besten, wenn nicht sogar der beste Rollenspielcharakter, den ich je gespielt habe, war sicherlich ein machthungriger Magier den bestimmte einige als Powergameing bezeichnet hätten, dennoch hatte er auch Stylezauber wie Illusionen und das Rollenspiel war vom feinsten und das würde sicherlich jeder bestätigen der dabei war. Wie es scheint gibt es verschiedene Ausprägungen des Powergameing und ich finde fr mich selbst das mein Level vertretbar ist.^^

Ein viel größeres Problem als das Powergameing, ist das Metagameing und der übliche Spieler/Charakterwissen Konflikt, der mir genau wie vielen anderen Leuten, die meinen keine Powergamer zu sein, immer wieder unterläuft, doch darüber schreibe ich in einem anderen Eintrag.

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